Mahlzeit, Mumie!
Was können uns Isotope über die Ernährung der Alten Ägypter sagen? Und welche Rückschlüsse lassen sich aus diesen Erkenntnissen über die damalige Ernährung, antike Handelsbeziehungen und Besitzverhältnisse ziehen? Dr. François Fourel sucht nach Antworten, indem er das Verhältnis der stabilen Isotope von uralten ägyptischen Mumien untersucht.
Warum erforschen Sie die Ernährungsgewohnheiten der Alten Ägypter?
Als Dr. François Fourel seine erste Mumienprobe untersuchte, wollte er eigentlich zu Klimaschwankungen im Alten Ägypten forschen. Erst während seiner Arbeit wurde ihm klar, dass er auf diese Weise auch Informationen zu ihren Ernährungsgewohnheiten finden könnte. Dr. Fourel ist Forschungsingenieur am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und leitet dort das Labor der Ökologie natürlicher und anthropogener Hydrosysteme an der Universität Claude Bernard Lyon 1 in Lyon. Er beschäftigt sich viel damit, neue Analysetechniken für stabile Isotope zu entwickeln. Deren Analyse kann – unter anderem – wichtige Informationen über die Ökologie und Ökophysiologie weit zurückliegender Erdzeitalter und ihrer Bewohner liefern.
Dr. François Fourel, Forschungsingenieur am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) & Leiter des Labors der Ökologie natürlicher und anthropogener Hydrosysteme an der Universität Claude Bernard Lyon 1 in Lyon.
Warum die Ernährung eine so wichtige Rolle für das Verständnis alter Kulturen spielt, liegt auf der Hand: Ernährung lässt auf viele Lebensumstände schließen. Es interessiert dabei weniger, ob die Mahlzeit geschmeckt hat, als vielmehr, ob es sich um üppige Mahlzeiten handelte, die Rückschlüsse auf das Nahrungsangebot und den Reichtum einer Gesellschaft zulassen. Oder ob einheimische oder importierte Nahrungsmittel auf dem Speiseplan standen, was Aussagen über Wirtschaft und Handel einer Gesellschaft ermöglicht. Oder wie fortgeschritten landwirtschaftliche Technologien entwickelt waren, was sich auch in der Variation der Ernährung niederschlug. Bislang gab es nur zwei Möglichkeiten, Rückschlüsse auf die Ernährung der Alten Ägypter zu ziehen: durch Interpretation von Hieroglyphen und die Analyse von Essensresten in Gräbern und Siedlungsplätzen. Bei beiden Herangehensweisen erhielt man allerdings eher Vermutungen statt eindeutiger Fakten als Antwort. Dr. Fourel hat dem jetzt eine dritte Methode hinzugefügt, deren Ergebnisse klare Auskünfte geben.
Proben sind nur schwer zu bekommen
Die Lösung liegt in den Isotopen – genauer gesagt, in der Analyse der stabilen Isotope. Ihre Zusammensetzung von Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel wird in Hart- und Weichgewebe gemessen, so kann die Ernährung der Alten Ägypter näher bestimmt werden. Dazu werden auch die relativen Anteile von pflanzlichen und tierischen Proteinen ermittelt und daraus der terrestrische oder aquatische Ursprung abgeleitet. Im Gegensatz zu instabilen Isotopen, die radioaktive Strahlung abgeben, bleiben stabile Isotope in ihrem natürlichen Verhältnis bestehen. Das heißt, der Wert, den man heute misst, ist nahezu unverfälscht und lässt eine treffsichere Aussage zu – in diesem Fall über die Ernährung im Alten Ägypten. Allerdings ist das kein Endlosspiel: Mit jeder Probe, die man von einer Mumie nimmt, gehen sowohl ein Stück Geschichte als auch ein Teil der Mumie verloren. Als Zeugnisse einer längst vergessenen Zeit sind sie so wertvoll für Museen, dass Forschende viel Mühe und Geduld brauchen, um Freigaben für entsprechende Exponate zu erhalten.
Mit jeder Probe, die man von einer Mumie nimmt, gehen ein Stück Geschichte und ein Teil der Mumie verloren.
»Man muss dazu mit den Kuratoren der Museen verhandeln, was nicht immer leicht ist«, sagt Dr. Fourel. Da die Mumien durch die Probenentnahme unweigerlich verändert werden, hätten sie dafür kaum gute Argumente in der Hand. »Durch die Weiterentwicklung unserer Analysetechniken können wir aber aus immer weniger Proben immer mehr Informationen gewinnen. Wir müssen dann die Verantwortlichen überzeugen, dass die Erkenntnisse diese kleinen Opfer wert sind.« Was ihm bei der Argumentation hilft, ist der Multi-Isotopen-Ansatz des vario PYRO cube®. Das
Gerät ermöglicht sequentielle CNS-Bestimmungen aus einer einzigen Probe und beschränkt dadurch das benötigte Material auf ein Minimum. Durch diese erhöhte Empfindlichkeit des Elementaranalysators in Kombination mit der Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie (EA-IRMS) konnten Dr. Fourel und sein Team interessante neue Einblicke in ein faszinierendes Forschungsgebiet gewinnen.
Erfahren Sie mehr
Wenn Sie mehr über die Forschung von Dr. François Fourel's erfahren möchten, lesen Sie die Publikation “Diet of ancient Egyptians inferred from stable isotope systematics" die in der Zeitschrift Journal of Archaeological Science veröffentlicht wurde.
Erfahren Sie mehr über Dr. François Fourel's Arbeit als Forschungsingenieur am CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) und Leiter einer Einrichtung für stabile Isotopenmassenspektrometrie an der Universität Claude Bernard Lyon1in unserem Customer Spotlight.
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